Schlagzeilen
Warum genug Strom für Umstieg auf Elektroautos da ist
Derzeit ist die Importabhängigkeit hoch
Die heutige Mobilität wird weitgehend durch importierte, ölbasierte Treibstoffe ermöglicht. Diese machen etwa ein Drittel der gesamten Endenergie aus. Dazu kommen Importe von Gas- und Erdölbrennstoffen zur Wärmeerzeugung. Mit dem in der Energiestrategie 2050 anvisierten Umstieg auf erneuerbare Energien fallen fossile Importe weg. Zugleich steigt der jährliche Elektrizitätsbedarf laut dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) bis zum Jahr 2050 von 62 TWh auf 80 bis 90 TWh. Der VSE rechnet zudem damit, dass bis zur Jahrhundertmitte 37 TWh/a an erneuerbaren Energien zugebaut werden müssen.
Das Potenzial ist mehr als doppelt so hoch
Wie viel erneuerbare Energien können in der Schweiz zugebaut werden? Die folgende Tabelle zeigt auf, was unterschiedlichen Studien zufolge technisch möglich ist. Setzt man bei jeder Energiequelle den geringsten Wert an, ist rechnerisch bereits die Erzeugung von 159 Terawattstunden erneuerbarem Strom möglich – doppelt so viel Strom, wie benötigt wird!
TWh/a | Energiequelle | |
50–53,6 | Photovoltaik | Aufdach |
17 | an Fassaden | |
9–11 | an Infrastruktur | |
5–(41) | auf alpinen Freiflächen | |
auf sonstigen Freiflächen | ||
10–18 | auf weiterhin landwirtschaftlich genutzten Agrarflächen (Agri-PV) | |
38,6 | Wasserkraft | |
29,5 | Windkraft | |
min 159 |
Quellen: Berner Fachhochschule und BFE
Studien zeigen Umsetzungspfade
Wie die Umsetzung der Energiestrategie 2050 konkret aussehen kann, zeigen diverse Studien. Dazu zählen aktuell:
- Versorgungssicherheit in einer Netto-Null-Energiezukunft für die Schweiz von der ETH-Zürich (5/2023)
- «Energiezukunft 2050» - Die Energieversorgung der Schweiz bis 2050 vom VSE (12/2022)
Für beide Studien sind unterschiedliche Szenarien durchgerechnet worden. Alle Szenarien bestätigen, dass die Umstellung auf ein weitestgehend erneuerbares und damit klimaneutrales Energiesystem möglich ist. Während der Umstellung kann die Versorgungssicherheit fortlaufend gewährleistet werden. Zudem wird das Energiesystem laut VSE in Zukunft effizienter und preiswerter als heutzutage.
Heutige Ausbaufortschritte
Mit dem Photovoltaik-Boom der vergangenen beiden Jahre wurde das Ausbautempo im Bereich der Aufdach-Photovoltaik ausreichend angezogen. Der Ausbau der Windkraft hingegen stagniert derzeit. Der Bau alpiner Photovoltaikanlagen ist kein Selbstläufer. Und auch an Fassaden werden kaum PV-Module angebracht, obwohl die drei Technologien in den Wintermonaten wichtig wären. Können die Ausbaupläne daran scheitern?
Wir können, wenn wir wollen
Generell ist die Zustimmung zum Ausbau erneuerbarer Energien laut der Schweizer Energiestiftung mit 96 % hoch. Jedoch sind nicht in allen Landschaftsbereichen erneuerbare Energien gewollt. So stellt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) fest, dass alpine Photovoltaik zwar im landwirtschaftlich geprägten Mittelland sowie in siedlungs- und in touristisch geprägten Berggebieten akzeptiert, jedoch in unberührten Berglandschaften abgelehnt wird. Windenergieanlagen werden der Befragung nach dann akzeptiert, wenn es nicht zu viele werden.
Wie sich fehlende Akzeptanz auf den Ausbau des Stromsystems auswirken kann, zeigen die “defensiven” VSE-Szenarien. Mit ihnen steigt im Winter die Importabhängigkeit. Statt 7 müsse man so 9 TWh/a Strom importieren. Entsprechend bedeutsam ist in beiden Fällen eine gute Zusammenarbeit mit der EU. Die Gesamt-Importabhängigkeit sinkt mindestens um das Vierfache, auch wenn die Stromimporte steigen. Je mehr eigene erneuerbare Energien erzeugt werden, desto unabhängiger und preiswerter wird das Schweizer Energiesystem.